• Frage: Stimmt es, dass große Organismen weniger häufig an Krebs erkranken? Wenn ja, warum ist das so?

    Frage gestellt seem7cat am 11 Feb 2022.
    • Foto: Theresa Suckert

      Theresa Suckert Beantwortet am 11 Feb 2022: last edited 11 Feb 2022 14:27


      Ja, das ist tatsächlich der Fall. Das Phänomen heißt „Peto’s paradox“. Wobei hier „weniger häufig“ heißt, weniger häufig als erwartet. Eigentlich müsste die Wahrscheinlichkeit einer Krebsentwicklung mit der Anzahl der Zellen im Körper und einer längeren Lebensdauer steigen. Schließlich kann bei jeder Zellteilung eine Mutation entstehen, die Krebs auslöst!
      Evolutionstechnisch gesehen würden dann aber folglich große Lebewesen relativ schnell aussterben. Deshalb sind verschiedene Mechanismen entstanden, um weniger an Krebs zu erkranken. Da sich große Organismen mehrmals unabhängig von einander entwickelt haben, kann man auch davon ausgehen, dass sie unterschiedliche Mechanismen gefunden haben, um dieses Problem zu lösen.

      Ein Beispiel ist das sogenannte „Tumorsuppressorgen“ Tp53. Dieses Gen sorgt dafür, dass Zellen einen programmierten Zelltod unterlaufen, wenn die DNA beschädigt ist. Viele Krebszellen haben daher auch eine Tp53 Mutation, sie sind dem programmierten Zelltod praktisch davon gelaufen.
      Während Menschen nur eine Kopie des Gens besitzen, haben beispielsweise Elefanten 20. Sie können daher besser Zellen abtöten, bevor sich Krebs entwickeln kann. Trotzdem können auch große Organismen an Krebs sterben, bei Elefanten wurde das beispielsweise in Zoos beobachtet.

    • Foto: Elvira Mass

      Elvira Mass Beantwortet am 11 Feb 2022:


      Das ist absolut wahr und wurde schon sehr gut Theresa erklärt!
      Eine Ausnahme ist aber sind die Nacktmullen, sie erkranken überhaupt nicht an Krebs. Das liegt daran, dass sie einfach Unmengen einer bestimmten Variante der Hyaluronsäure produzieren. Hyaluronsäure kommt auch bei uns Menschen vor und ist ein wichtiger Bestandteil der extrazellulären Matrix – eine Substanz, die zwischen den Zellen liegt.

      Nacktmulle produzieren eine bestimmte Variante der Hyaluronsäure, die 5x größer ist als bei uns. So können sich diese Moleküle l an die Zellen des Bindegewebes anlagern. Auf diese Weise blockieren sie die Signale, die für ein Krebswachstum verantwortlich sind.

    • Foto: Thomas Kammertoens

      Thomas Kammertoens Beantwortet am 13 Feb 2022:


      Was meine Kolleginnen geschrieben haben ist genau richtig. Allerdings finde ich die Hypothese in der Frage noch etwas ungenau formuliert. Große Organismen bekommen als Organismus genauso häufig Krebs wie kleine, sie bekommen pro Zelle oder pro DNA Menge weniger Krebs. Es sind andere Faktoren die das Krebsrisiko beeinflussen.

      Als grundlegende Überlegung ist die von Theresa Suckert erläuterte : Wir gehen davon aus das Mutationen zufällig entstehen und die Frequenz, z. B. von der Fehlerrate der DNA Polymerasen, den chemischen Karzinogenen der Umwelt (UV Licht), oder der natürlichen Strahlung ausgeht. Wenn nun ein Organismus mehr Zellen, also mehr DNA und mehr Stammzellen hat und älter wird müßte er ja mehr Mutationen, also mehr Krebs bekommen. Petos Paradox allerding sagt das die nicht so ist.
      Eine neue Studie im Journal Nature, in die über 100 000 Zootiere eingeschlossen wurden, belegt Peto-Paradoxons. Sie bestätigt die Hypothese, dass das Krebssterberisiko bei allen Arten weitgehend unabhängig von der Körpermasse und der Lebenserwartung im Erwachsenenalter ist.

      Also bekommen große Organismen offensichtlich -pro DNA Einheit oder pro Zelle weniger Krebs, pro Organismus bekommen sie nicht weniger Krebs. Da geht es eher darum welcher Art die Angehören. In der oben genannten Studie wird vermutet das andere Faktoren, wie z.B. der Verzehr von rohem Fleisch, in dem Krebs verursachende Viren sein können, das Risiko der Krebsentwicklung erhöhen, denn Carnivoren bekommen relativ mehr Krebs als andere Tiere.

Kommentare