• Frage: Warum haben manche Schüler in der Schule so einen Druck was Noten angeht und andere wiederrum nicht?

    Frage gestellt hunt7cat am 18 Feb 2022.
    • Foto: Klaus Geiselhart

      Klaus Geiselhart Beantwortet am 18 Feb 2022:


      Es ist nachgewiesen, dass Bewertungsysteme, wie das der Schulnoten, die guten Schüler anspornt und schlechte Schüler entmutigt. Albert Bandura hat das in Studien zu „Selbstwirksamkeit“ schon in den 1980er Jahren gezeigt. Deswegen ist es auch unbegreiflich warum unser Schulsystem das Notensystem immer noch so vehemment vertritt.

    • Foto: Ines Perrar

      Ines Perrar Beantwortet am 18 Feb 2022: last edited 22 Feb 2022 16:54


      Ich kenne keine wissenschaftliche Studie dazu. Ich weiß durch meine Arbeit aber, dass das Umfeld wie Familie und Freunde uns sehr stark prägen können. Das Ernährungsverhalten, unseren Lebensstil und sicher auch unsere Psyche. Somit wird auch der Druck geprägt, den wir uns bei Noten machen oder eben nicht. In manchen Familien werden gute Leistungen in Form von Noten erwartet, weil es häufig von den Noten abhängig ist auf welche Schule man geht oder welchen Beruf man erlernt. Andere Familien sehen Noten eher als etwas subjektives d.h. als die Meinung des Lehrers an und sehen eher die individuellen Stärken der Kinder (man ist ja nur selten in allem gut). Diese Denk- und Lebensweisen unser Familie prägen uns. Auch Lehrer und Freunde können uns prägen.

      Wir können aber in unserem Leben auch viele eigene Wünsche und Ziele entwickelt. Manchmal sind diese von Noten abhängig und so haben manche Schüler mehr Druck als andere, diese Ziele zu erreichen. Ein Beispiel: Manche möchten direkt nach dem Abitur Medizin studieren und brauchen dafür gute Noten, sie machen sich dann häufig mehr Druck als zum Beispiel jemand der Physik studieren oder Maler werden möchte. Für diesen Studiengang/Ausbildungsgang sind die Noten häufig egal.

      Aber zu der Psychologie dahinter können dir die ExpertInnen unter uns Wissenschaftlern sicher noch mehr erzählen =)

    • Foto: Tessa Schulenkorf

      Tessa Schulenkorf Beantwortet am 18 Feb 2022:


      Ich würde, ebenso wie Klaus und Ines, sagen, dass es eine Kombination aus unserer Sozialisation, (also den Umständen wie wir aufwachsen, welche Personen uns dabei begleiten, von wem oder wodurch wir beeinflusst werden) und einem sehr veralteten Schulsystem ist.

      Gleichzeitig können auch individuelle Charaktereigenschaften dazu beitragen, dass man mehr oder weniger Motivation, Leistungsdruck, Stress etc. in der Schule empfindet. Hier muss man sich dann aber ebenso fragen, wodurch sich diese Charaktereigenschaften möglicherweise gebildet haben. Wir wissen, dass nicht allein unsere Gene für unsere Charaktereigenschaften verantwortlich sind, sondern auch unsere Sozialisation/Erziehung/Lebensumwelt.

      Höchstwahrscheinlich spielen bei dieser Thematik auch soziale Ungleichheiten und Chancenungleichheiten eine relevante Rolle. Eltern, die z. B. selbst Akademiker:innen sind, also über einen universitären Abschluss verfügen, können ihren Kindern häufig besser bei Hausaufgaben helfen und/oder haben möglicherweise das Geld, um Nachhilfe zu bezahlen – während Familien, die weniger Geld zur Verfügung haben, dies nicht können. Dies kann dann auch wieder Streß bei dem Kind/dem Jugendlichen auslösen, weil er/sie möglicherweise das Gefühl hat, alles allein verstehen zu müssen und gleichzeitig bessere Leistungen erzielen möchte, um später einen guten Beruf und mehr Geld zur Verfügung zu haben. Der umgekehrte Fall kann ebenso eintreten: Eltern, die selbst Akademiker:innen sind, möchten vielleicht, dass ihr Kind ebenfalls später eine Universität besucht und setzen damit das Kind (auch unfreiwillig) unter Druck.

      Wie man sehen kann, gibt es vielerlei Perspektiven auf dieses Thema zu blicken. Ob es tatsächlich eher eine Sache der Sozialisation, des Schulsystems oder auch der individuellen Charaktereigenschaften ist, kann man nur im Einzelfall genauer sagen. Eine pauschale Antwort gibt es höchstwahrscheinlich nicht.

Kommentare