• Frage: Was ist ihrer Meinung nach, der effektivste Weg, gegen den menschengemachten Klimawandel anzukommen?

    Frage gestellt jean7red am 21 Feb 2022.
    • Foto: Ines Perrar

      Ines Perrar Beantwortet am 21 Feb 2022:


      Ich bin kein Klimaforscher, beschäftige mich aber privat sehr viel mit dem Thema (d.h. Achtung eigene Meinung, keine Wissenschaft; aber danach hast du ja gefragt).

      Solange die Politik und Wirtschaft nichts tut, ist der effektivste Weg, dass man selbst entsprechen handelt um das Klima oder auch die Umwelt allgemein zu schützen. Und seine eigene Überzeugung an seine späteren Kinder weiter gibt und hofft, dass sie ähnlich leben möchten. Dies führt dann hoffentlich auch zu Änderungen von Denkweisen in Wirtschaft und Politik.

      Wie sieht dies in meinem Alltag aus: Ich versuche mich nachhaltig zu ernähren d.h. ich esse Produkte mit einer schlechten Klimabilanz nur als etwas „Besonderes“ und somit sehr selten (ca. 1-2x im Jahr zu besonderen Anlässen). Das sind zum Beispiel Fleisch oder Avocados, da die Produktion viel Wasser und Energie benötigt. Oder auch Lebensmittel die grunsätzlich nicht in unser Umgebung in Europa wachsen wie Bananen. Ich achte beim Kauf von Obst und Gemüse zudem auch auf die Saison. Ich kaufe keine Erdbeeren oder Spargel im Winter. Ich bekomme dafür regelmäßig eine Gemüsebox vom Bauern aus der Region. Tierische Produkte esse ich insgesamt wenig.

      Ich muss auch nicht in die Ferne reisen. Ich weiß, Weltreisen und Instagram HotSpots sind gerade inn. Aber wenn ich sehe, was Flugreisen oder Kreuzfahrten so mit dem Klima anrichten, kann ich dies nicht mit meinem persönlichen Gewissen vereinbaren. Deutschland oder unsere Nachbarländer sind auch schön!

      Auch meinen Konsum habe ich stark eingeschränkt. Es gibt bezahlbare nachhaltige Mode (nicht nur Second Hand); ich kaufe nur noch Dinge, die ich wirklich brauche oder die mir lange viel Freude bereiten; Gegenstände werden repariert und weiter genutzt, bevor ich sie wegschmeiße und Elektrogeräte werden so lange benutzt, bis sie den Geist aufgeben (auch das Smartphone), auf Plastik versuche ich auch so gut es geht zu verzichten. Dies schon unsere Ressourcen und das Klima. Ich habe dennoch nicht das Gefühl irgendetwas zu vermissen (Minimalist bin ich definitiv nicht).

      Ich könnte noch viele weitere Beispiele nennen. Aber ich möchte dich damit nicht langweilen (war ja nicht deine ursprüngliche Frage) =D.
      Ich denke einfach, dass die vielen Kleinigkeiten in unserem Alltag schon einiges ausmachen. Natürlich geht dies in manchen Phasen des Lebens einfacher als in anderen. Aber meiner Meinung ist jeder der nur mit irgendetwas klimafreundlichem und nachhaltigem anfängt bzw. etwas an sich ändert ein Gewinn für das Klima und unsere Umwelt =)

    • Foto: Paula Stehr

      Paula Stehr Beantwortet am 22 Feb 2022:


      Ines hat es schon angesprochen: Auf der einen Seite kann jede:r Einzelne sich klimabewusster verhalten und auf der anderen Seite müssen Politik und Wirtschaft etwas tun.

      Aus meiner Sicht (auch hier: persönliche Meinung; das ist nicht mein wissenschaftliches Fachgebiet) können wir dem Klimawandel nicht begegnen, ohne dass sich etwas am System ändert. Momentan ist alles auf Wachstum und möglichst hohe Gewinne ausgelegt. Die Kosten, die dadurch am Klima entstehen, werden aber gar nicht mit einberechnet.

      Man hört momentan viel darüber, dass es zu teuer sei, in Klimaschutz zu investieren. Die Schäden, die durch den Klimawandel entstehen, verusachen jedoch auch hohe Kosten. Nichts gegen den Klimawandel zu tun, wäre am Ende also viel teurer.

    • Foto: Klaus Geiselhart

      Klaus Geiselhart Beantwortet am 22 Feb 2022:


      Der Klimawandel ist ein systemisches Problem. D.h. Veränderung kann nicht dadurch geschehen, dass man als Einzelperson sich einen nachhaltigen Lebensstil zulegt. Die Menschen leben unter politisch hergestellten Bedingungen. Diese müssen sich ändern. Wenn wir aber von einem systemischen Problem sprechen, dann verfallen wir leider allzu leicht in abstrakte Rede, wie etwa, dass wir den Kapitalismus oder den Neoliberalismus kritisieren. Dabei vergessen wir, dass es sehr oft Einzelpersonen sind, die einen Wandel bewusst verhindern. Conway und Orekes Buch „Die Machiavellis der Wissenschaft“ schildert eindrücklich, wie es wenigen Menschen gelingt, valide wissenschaftliche Ergebnisse zu diskreditieren, um politische Entscheidungen zu verhindern, die den Profit bestimmter Interessengruppen einschränken würden. Eine Denkrichtung, die wieder auf die Grenzen individueller Verantwortrung eingeht ist der „kritsiche Personalismus“. Demnach muss es gelingen Grenzen der individuellen Freiheit zu etablieren, nämlich genau da, wo sie das Gemeinwohl korrumpiert.

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