• Frage: Warum wurde gegen Corona so schnell ein Impfstoff gefunden und gegen Krebs nicht?

    Frage gestellt LuisF am 24 Feb 2022.
    • Foto: Manuela Büttner

      Manuela Büttner Beantwortet am 24 Feb 2022:


      Die Corona mRNA Impfstoffe sind eine brilliante neuartige Strategie. Lebewesen und Viren tragen Erbinformation in sich entweder DNA oder RNA, wodurch sich unter anderen auch die Viren vermehren. Kennt man die Sequenz kann man diese entweder verändern oder vermehren. Bei den Impfstoffen wird ein kleiner Bereich der RNA des Coronavirus im Labor hergestellt und über einen Träger in den Körper gegeben. Dort wird die RNA abgelesen und Protein gebildet. Gegen dieses Protein richtet sich dann die Immunreaktion im Köper und wir sind geschützt.
      In China wurde zum Start der Pandemie das Virus isoliert und die Erbinformation vollständig sequenziert und ganz besonders wichtig den Wissenschaftlern auf der ganzen Welt zugänglich gemacht. Das ist bei einem Virus nicht wahnsinnig schwer, da es nur wenig Erbinformation besitzt. Bei einer Krebszelle hingegen gibt es genausoviel Erbinformation, wie in allen anderen Zellen des Körpers, nur das ein ganz kleiner Bereich mutiert also verändert ist. Die erste Aufgabe besteht daher erstmal darin diese Veränderung zu finden. Diese Veränderung muss dann aber dazu führen, dass die Krebszelle sich von den anderen Zellen unterscheidet. Denn dieser Unterschied bewirkt, dass die Krebszelle von Immunzellen erkannt werden kann. Schließlich soll die Immunzelle nicht alle Zellen bekämpfen. An Impfstoffen gegen Krebs wird tatsächlich auch geforscht und ich würde mich nicht wundern, wenn es an dieser Front auch bald Neuigkeiten gibt.

    • Foto: Isabell Ramming

      Isabell Ramming Beantwortet am 24 Feb 2022:


      In der Tat kommt die mRNA-Technologie für den Corona-Impstoff aus der Krebsforschung. Daran arbeiten viele Gruppen schon seit einer Weile. Die Technik sozusagen war also schon bekannt und konnte für Corona angepasst werden.

      Beim Corona-Impfstoff ging es jetzt u.a auch so schnell, weil das ein Problem war, das alle Länder der Erde betroffen hat. Genehmigungsverfahren wurden vom Papierkram einfacher gemacht, es wurde innerhalb kürzester Zeit viel Geld in die Entwicklung gesteckt, viele Forscher haben sich intensiv ausgetauscht und die Zusammenarbeit zwischen Forscher und der Industrie (die den Impfstoff im großen Maßstab produzieren) war um einiges enger als sonst.

      Das hat man vorher in diesem Ausmaß noch nicht gesehen und hat dazu geführt, dass der Impfstoff schnell zur Verfügung stand.

    • Foto: Thomas Kammertoens

      Thomas Kammertoens Beantwortet am 25 Feb 2022:


      Du greifst in Deiner Frage einen interessanten Zusammenhang auf der tatsächlich existiert. Ich arbeite in dem Feld aus dem Ugur Sahin und Öslem Türci, zwei ganz toller ForscherInnen kommen. Die beiden haben diese Art von RNA-Impfung basierend auf der Entdeckung von Katalin Kariko vorangetrieben .
      Was hat es nun mit der Zeit auf sich? Die beiden ForscherInnen (Ugur und Öslem) wollten ursprünglich diese Art zu impfen in der von Ihnen mitgegründeten Forma BioNtech benutzten, um Krebspatienten zu immunisieren. Da jeder Krebs individuell ist und zumeist eigene Mutationen, also Eiweißveränderungen, hat, wollten sie erst das veränderte Genom des individuellen Krebs mittels DNA-Sequenzierung entschlüsseln, um dann das Immunsystem der Patienten gezielt mit der RNA Impfung gegen den Krebs , also die Mutationen, stimulieren zu können. Das ist an sich eine großartige Idee, da eine solche Therapie nur die Krebszellen töten sollte und alles gesunde Gewebe schützt. Die beiden haben sich für diesen Therapie Ansatz genau die RNA-Impfung ausgesucht, weil man bei vielen Krebspatienten, gerade in einem Fortgeschrittenen Stadium nicht mehr so viel Zeit hat, und diese Impfung sehr schnell hergestellt werden kann. Zum Glück waren die beiden so genial sehr früh nach dem Auftreten der Pandemie zu verstehen, dass diese Impfung die sie ursprünglich für Krebs entwickeln wollten, genau das richtige ist, um schnell eine Impfung gegen Corona zu basteln. Das hat uns allen sehr geholfen. Die beiden versuchen trotzdem noch diese Impfung für Krebs zu entwickeln. Das ist nicht so leicht, weil das Immunsystem, das sich gezielt gegen Krebs richtet (die sogenannten Krebsspezifischen Killer-T-Zellen) in den Patienten zumeist etwas ermüdet gegen den Krebs und nicht leicht aufzuwecken ist. Wir werden sehen, ob BioNtech das schafft. Den Versuch ist es auf jeden Fall wert, weil diese Therapie viel Nebenwirkungsärmer ist.
      Ich würde mich sehr freuen wenn Katalin Kariko die Entdeckerin der RNA Vakzine einen Nobelpreis bekäme und Ugur Sahin und Öslem Türci weiterhin so erfolgreich wären, wie bisher.

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