• Frage: Was war Ihr bisher aufwendigstes Forschungsprojekt und welches Ergebnis hatte es?

    Frage gestellt jana am 16 Feb 2022.
    • Foto: Ines Perrar

      Ines Perrar Beantwortet am 16 Feb 2022:


      Ganz klar das Forschungsprojekt zu meiner Promotion (es hat über 3 Jahre gedauert und mich sehr viel Arbeit gekostet). Dort habe ich die Zuckerzufuhr von Kindern und Jugendlichen hier in Deutschland untersucht. Da kamen dann zum Glück auch einige Ergebnisse heraus. Die Wichtigsten waren:

      – wie viel Zucker (Gesamtzucker, zugesetzter Zucker und freier Zucker) Kinder und Jugendliche zwischen 3 und 18 Jahren im Durchschnitt täglich zu sich nehmen

      – wir konnten zeigen, dass die Zuckerzufuhr seit 2016 zuruck gegangen ist (was erfreulich ist)

      – wir wissen nun aber auch, dass die Zufuhr zwischen 1985 und 2016 überhalt der Emfehlungen der Weltgesundheitsorganisation und der Deutschen Gesellschaft für Ernährung liegen

      – wir wissen nun, dass die Hauptquellen für die Zuckerzufuhr bei Kindern und Jugendlichen die Süßigkeiten, Fruchtsäfte, und zuckergesüßte Getränke wie Limonaden, Cola und co. sind

      – wir haben zudem gesehen, dass es abhängig vom Alter ist, welche Lebensmittel mit hohem Zuckergehalt vorwiegend gegessen werden. Kinder im Kindergartenalter nehmen Zucker vor allem aus Fruchtsäften auf; Kinder im Grundschulalter vor allem aus Süßigkeiten und Jugendliche vor allem aus Soft- und Energy Drinks

    • Foto: Hannah Twarkowski

      Hannah Twarkowski Beantwortet am 16 Feb 2022:


      Ich glaube, mein Postdoc Projekt hier. Es war technisch sehr aufwändig und wir haben viele Rückschläge hinnehmen müssen während der ersten 2 Jahre. Im 4ten Jahr kam dann der Durchbruch und die Daten ergaben endlich ein Bild. Wir konnten zeigen, dass hemmende Signale in einem kleinen Schaltkreis im Gehirn, CA3 im Hippokampus, wichtiger sind für das Langzeitgedächtnis als bisher angenommen. Das ist spannend, weil sich im alternden Gehirn die Balance zwischen hemmenden und erregenden Signalen in diesem Schaltkreis früh verändert und häufig zu milder Demenz oder sogar Alzheimer führen kann.
      Zudem zeigt dieses Projekt, dass man zwei neue Techniken miteinander verbinden kann, um neue Einblicke in die Arbeitsweise des Gehirns zu erlangen.

    • Foto: Paula Stehr

      Paula Stehr Beantwortet am 16 Feb 2022:


      Bei mir auch ganz klar meine Doktorarbeit, an der ich mehrere Jahre gearbeitet habe.
      In der Arbeit habe ich mich damit beschäftigt, wann und wie Menschen im Internet einander helfen und was das mit ihrem Wohlbefinden macht.
      Die Ergebnisse habe ich in diesem kurzen Video mal zusammengefasst: https://www.youtube.com/watch?v=dctmEA5Azvo

    • Foto: Michael Wessels

      Michael Wessels Beantwortet am 16 Feb 2022: last edited 16 Feb 2022 13:07


      Mein aufwändigstes Forschungsprojekt war ein Projekt, zum Thema Übertragung von Heilkunde, d. h. können oder sollten bestimmte Tätigkeiten, die bislang häufig von Ärzten erbracht wurden, zukünftig auch von anderen Gesundheitsberufen erbracht werden können. Ein klassisches Beispiel ist die Blutabnahme, die in Krankenhäusern und Arztpraxen häufig nicht von Ärzt*innen, sondern auch von Pflegenden oder Arzthelfer*innen übernommen werden.

      In Situationen, in denen es Versorgungsengpässe, d. h. einen Ärztemangel gibt, kann die Versorgung sichergestellt oder zumindest Ärzt*innen entlastet werden, wenn bestimmte Tätigkeiten nicht von Ärzt*innen übernommen werden, sondern von anderen Gesundheitsberufen. Hierzu hat es viele Projekte und Modelle gegeben. Die Gemeindeschwester, Schwester AgnES, etc. In anderen Ländern spielen nichtärztliche Gesundheitsberufe bereits häufig eine viel größere Rolle als bei uns in Deutschland. In den USA gibt es beispielsweise nicht nur Arztpraxen, sondern auch Pflegepraxen, in denen Menschen mit bestimmten Krankheitsbildern versorgt werden können.

      In meinem Forschungsprojekt habe ich durch Befragung von Patient*innen untersucht, ob Patient*innen überhaupt bereit wären, sich in bestimmten Fällen nicht von Ärzt*innen, sondern anderen Gesundheitsberufen versorgen zu lassen.

      Ergebnis war, stark vereinfacht, dass Patient*innen skeptisch sind, wenn sie dazu noch keine Erfahrungen gemacht haben, also noch nie von anderen Gesundheitsberufen versorgt worden sind. Wenn sie aber erst einmal Erfahrungen damit gemacht haben, war die Bereitschaft deutlich größer. Teilweise wurde sogar angegeben, dass Patient*innen sich besser versorgt gefühlt haben, weil sie das Gefühl hatten, dass sich mehr Zeit für sie genommen wurde und besser erklärt wurde, was gemacht wird.

      Das heißt jetzt aber nicht, dass wir die Ärzte abschaffen können und andere Gesundheitsberufe übernehmen sollten. Aber, es heißt, dass bei Engpässen der verstärkte Einsatz der Übertragung von Heilkunde von Ärzten auf andere Gesundheitsberufe eine sinnvolle Alternative ist und diese auch durchaus von Patient*innen akzeptiert wird.

    • Foto: Isabell Ramming

      Isabell Ramming Beantwortet am 16 Feb 2022:


      Da bin ich wahrscheinlich gerade mitten drin – meine Doktorarbeit, die insgesamt drei Jahre gehen wird. Es ist das erste Mal, dass ich länger als ein halbes Jahr an einem Projekt arbeite.

      Das Spannende und auch Herausfordernde an diesem Projekt ist, dass es ein Teil der Funktionsweise des Tests schon für andere Bereiche gibt. Nicht aber für den Nachweis eines krankmachenden Bakteriums, das immer ein Giftstoff (Toxin) produziert. Dieses Toxin ist die Ursache für die Erkrankung und somit ein zuverlässiges Merkmal, das man nachweisen kann.

      Wenn sich Forscher den Test und wie er wirken soll, ausdenken, dann klappt das natürlich immer ganz super. Aber im Labor funktioniert das dann meist nicht ganz so optimal.

    • Foto: Amelie Haugg

      Amelie Haugg Beantwortet am 16 Feb 2022:


      Mein aufwendigstes Forschungsprojekt war eine Neurofeedback Studie mit RaucherInnen während meiner Promotion. Insgesamt ging das Projekt fast vier Jahre lang. Alleine die Pilotierung, so nennt man das Ausprobieren bevor es los geht, ging bei dieser Studie über 2 Jahre. Wir mussten sehr viele Dinge, wie z.B. eine Bilderdatenbank, neu erstellen und auch der MRT Scanner musste erst mühsam richtig eingestellt werden.
      In der Studie haben wir untersucht, ob wir mit Neurofeedback RaucherInnen helfen können, damit sie weniger rauchen. Und es hat funktioniert: Die RaucherInnen haben 6 Wochen nach dem Neurofeedback Training nur noch die Hälfte geraucht. In einer Kontrollgruppe, die kein richtiges Neurofeedback gemacht hat, hat sich das Rauchverhalten nur wenig verändert.

    • Foto: Antje Steinbrink

      Antje Steinbrink Beantwortet am 17 Feb 2022:


      Ich denke mein jetziges Projekt, indem ich an alternativen Bekämpfungsstrategien gegen Stechmücken arbeite. Da stecken viele neue Methoden und kleine Schritte der Vorarbeit drin in die ich mich erst noch einarbeiten muss bis wir hoffentlich am Ende was Tolles entwickelt haben. Das macht es aber auch gerade so spannend :-).

    • Foto: Kornelia Hardes

      Kornelia Hardes Beantwortet am 22 Feb 2022:


      Bei mir ist es definitiv mein aktuelles Projekt, da ich das erste Mal für ein ganzes Team verantwortlich bin. Wir forschen zusammen an der Identifizierung neuer Verbindungen zur Behandlung der Grippe. Das Projekt läuft noch rund 3 Jahre, aber wir konnten schon die ersten Verbindungen identifizieren, die die Vermehrung von Grippe-Viren hemmen.

    • Foto: Linn Julia Temmann

      Linn Julia Temmann Beantwortet am 23 Feb 2022:


      Das Forschungsprojekt für meine Doktorarbeit ist aktuell zwar auch recht aufwendig… Aber ich würde tatsächlich sagen, dass zum damaligen Zeitpunkt ein Forschungsprojekt am aufwendigsten war, das wir noch im Studium durchgeführt haben. Wir haben untersucht, inwiefern sich bestimmte Darstellungen von weiblichen Charakteren in Videospielen auf weibliche Probandinnen ausgewirkt haben. Dabei haben wir in einem Spiele-Labor getestet, ob die Wirkung sich verstärkt, wenn man das Spiel mit einer Virtual-Reality-Brille spielt. Die Theorie dahinter ist, dass man in VR mehr in ein Spiel eintaucht und präsenter ist, als wenn man es nur am PC spielt.

      Da wir immer zu zweit eine Probandin betreut haben und die Technik drumherum sehr aufwendig war, haben wir unzählige Stunden im Spiele-Labor verbracht. Wir haben außerdem nur weibliche Teilnehmerinnen gesucht, die vielleicht von einer „Gaming-Studie“ eher abgeschreckt wurden und sich nicht besonders zahlreich auf unseren Teilnahmeaufruf gemeldet haben… Deshalb hat es sehr lange gedauert, genügend Probandinnen zu finden.

      Erschwerend kam hinzu, dass die VR-Technologie manchmal kurzzeitig zu Übelkeit oder Schwindel führen kann, sodass viel mehr Probandinnen den Versuch abbrechen mussten, als das bei einem „normalen“ Laborversuch am Computer der Fall gewesen wäre. Dieses Phänomen heißt übrigens „Cyber Sickness“.

      Herausgefunden haben wir, dass es den erwarteten Effekt nicht gab. Wir konnten im Prinzip nur zeigen, dass Cyber Sickness in Virtual Reality ein ernsthaftes Problem ist, das die Effekte, die man messen will, verzerren kann. Das war zunächst zwar etwas frustrierend. Aber auch wenn man die Hypothesen, die man aufgestellt hat, widerlegen muss, ist das letztlich eine wertvolle Erkenntnis!

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