• Frage: Wie entsteht eine Sozialphobie ?

    Frage gestellt rate7thy am 16 Feb 2022. Diese Frage wurde auch von HannahR gestellt.
    • Foto: Amelie Haugg

      Amelie Haugg Beantwortet am 16 Feb 2022:


      Wie bei vielen psychischen Krankheiten gibt es auch bei der Sozialphobie verschiedene Dinge, die beeinflussen können, warum sich die Krankheit entwickelt.
      Zum einen gibt es da die Gene: Die Wahrscheinlichkeit an einer Sozialphobie zu erkranken ist erhöht, wenn auch jemand anderes in der Familie darunter leidet. Das konnte z.B. in Studien mit eineiigen Zwillingen gezeigt werden.
      Zum anderen kann auch die Umwelt, wie etwa Erziehung oder negative Erfahrungen, eine Rolle spielen. Legen etwa die Eltern sehr viel Wert darauf, was andere Leute über sie und ihre Kinder sagen, kann sich das auch auf die Kinder abfärben. Auch in der Schule können negative Erfahrungen im Kontext mit sozialen Situationen entstehen, z.B. wenn ein Kind gemobbt und ausgelacht wird.
      Sozialphobie hat übrigens nichts mit Schüchternheit in der Kindheit zu tun: Es gibt viele schüchterne Kinder, die später keine Probleme in sozialen Situationen haben. Und mehr als die Hälfte aller Erwachsenen mit Sozialphobie war als Kind auch nicht schüchtern.

      Das Gute ist: Sozialphobie kann in einer Psychotherapie sehr gut behandelt werden. Die häufigste Therapieform ist dabei Kognitive Verhaltenstherapie. Darin lernt man, besser mit der Angst vor sozialen Situationen umzugehen, zum Beispiel durch Entspannungsübungen. Ein wichtiger Bestandteil ist auch die Konfrontation. Ziel dabei ist es, sich immer und immer wieder in die sozialen Situationen zu begeben, die einem Angst bereiten. Dabei kann man mit kleinen Schritten beginnen. Man kann z.B. mit einem verrückten Hut durch die Fußgängerzone laufen, um sich daran zu gewöhnen, dass man von anderen Menschen angeschaut wird.

      Es gibt auch Medikamente, die helfen können, besser mit der Angst in sozialen Situationen umzugehen. Einige davon, wie etwa Benzodiazepine, sollten aber nur in Ausnahmesituationen eingenommen werden, da sie schnell abhängig machen. Prinzipiell gilt: Medikamente können bei einer Sozialphobie manchmal schneller helfen, aber die Effekte einer Psychotherapie halten länger an.

    • Foto: Tessa Schulenkorf

      Tessa Schulenkorf Beantwortet am 18 Feb 2022:


      Es gibt verschiedene Risikofaktoren, die eine Soziale Phobie begünstigen können. Dazu gehört z. B. die Verhaltenstendenz, im Kindesalter auf neue Situationen mit Zurückhaltung und Hemmung zu reagieren. Ein Erziehungsstil der sowohl durch Überbehütung als auch Kritik und Zurückweisung geprägt ist, kann ebenfalls dazu führen, dass jemand später eine Soziale Phobie entwickelt. Wie bereits von Amelie beschrieben, sind auch belastende Sozialerfahrungen wie Mobbing im Kindes- und Jugendalter beeinflussende Faktoren. Weitere Risikofaktoren sind zudem bestimmte wiederkehrende Gedanken: Wenn man z. B. bereits erwartet, dass man möglicherweise zurückgewiesen werden könnte oder wenn man den Fokus auf die eigene körperliche Reaktion legt und überschätzt, wie sehr andere Menschen die eigene Angst erkennen können. Dies kann zu einem gedanklichen Kreislauf führen, sodass man Angst vor sozialen Situationen entwickelt.

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