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Frage gestellt alisha am 21 Feb 2022.
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Roman Stilling Beantwortet am 21 Feb 2022: last edited 21 Feb 2022 10:14
Das ist eine wirklich spannende Frage, die ich mir auch schon öfter gestellt habe.
Ich denke, grundsätzlich: ja. Aber ich würde nicht sagen, verlangsamen. Ich würde eher sagen verändern. Und wir verändern sie nicht nur durch die Medizin, sondern auch durch ganz viele andere Dinge, die wir Menschen tun. Zum Beispiel auch dadurch, dass wir oft nicht mehr an einem Ort bleiben, sondern viel flexibler sind bei unserem Lebensort und dem der Familien, die wir dann gründen. Die Bevölkerung vermischt sich viel stärker also noch vor 1.000 oder 10.000 Jahren.Aber nicht alle medizinischen Fortschritte haben einen Einfluss darauf, wie gut sich bestimmte Gene in der menschlichen Population vermehren. Wenn wir zum Beispiel altersbedingte Krankheiten besser behandeln können, hat das wenig Einfluss auf die Evolution. Es geht ja immer nur die Frage, was dazu beiträgt, dass sich Menschen besser oder anders fortpflanzen.
Es gibt ein paar gute Bücher zu der Frage, wie Evolution funktioniert und wie man darüber nachdenken kann, von Richard Dawkins: „Das egoistische Gen“, „Der erweiterte Phänotyp: Der lange Arm der Gene“ und „Der blinde Uhrmacher“ gehören dazu. Vielleicht einfach mal in der Bücherei ausleihen und reinschauen, wenn dich solche Fragen interessieren! 🙂
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Ellen Schulz-Kornas Beantwortet am 21 Feb 2022:
Diese Frage ist viel diskutiert und darüber wird in der Evolutionsbiologie viel diskutiert und geforscht, denn Evolution ist ein unglaublich spannendes Thema. Grundsätzlich ist zu bedenken, dass Evolution riesige Zeiträume umfasst (z.B. die der Erde ca. 4.3 Milliarden Jahre; die des Lebens ca. 3.5 Milliarden Jahre). Da sind wir Menschen und die Abläufe in unserer Entwicklungsgeschichte (Homo sapiens im engen Sinne seit 40.000 Jahren; Menschenvorfahren / Gattung Homo ca. 2.4 Millionen Jahre) nur ein Wimpernschlag der Erdgeschichte. Evolution findet konsequent, aber nicht zielgerichtet statt und es gibt nach ihrer Definition keine „Verbesserung“ wie es oft bei Begriffen des medizinischen Fortschritts verwendet wird. Insgesamt ist der medizinische „Fortschritt“ immer noch sehr (geographisch) ungleich über alle Menschen verteilt und wirkt als „theoretischer“ Evolutionsfaktor sehr verschieden und kann so in Summe nur sehr schwach auf die genetische Veränderung der Art Mensch wirken.
Wir Menschen bestehen aus einem bunten Mosaik von Merkmalen, die wir aus verschiedene Zeiten der Menschheitsevolution angesammelt haben. Es wird in der Genetitk (Teilbereich der Biologie) viel diskutiert, ob im Laufe der Evolution unsere Merkmale (die oft durch mehrere Gene gesteuert werden) sich immer in gleicher Geschwindigkeit verändert haben, ob z.B. der Takt der molekularen Uhr unterschiedlich schnell war.
Wenn Du noch mehr über Genetik live erleben möchtest, es gibt in einigen Bundesländern Möglichkeiten genetische Labore in Forschungsinstituten zu besuchen („Gläsernes Labor“, „Lange Nacht der Wissenschaft“, oder auch Schülerlabore in den Biologischen Instituten an einigen Universitäten und Naturkundemuseen).
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