• Frage: Was passiert im Körper bei Depression?

    Frage gestellt von Toby Pfeiffer an Tessa, Linn Julia, Laura, Amelie am 17 Feb 2022.
    • Foto: Amelie Haugg

      Amelie Haugg Beantwortet am 17 Feb 2022: last edited 17 Feb 2022 16:51


      Wie so viele psychische Krankheiten ist eine Depression sehr komplex und wir wissen leider noch immer nicht so genau, wie eine Depression entsteht und was bei einer Depression genau im Gehirn passiert. Mittlerweile gibt es viele verschiedene Theorien, die bestimmt alle einen Teil der Krankheit beschreiben, aber auch sehr viel nicht erklären können.

      Die bekannteste davon ist die Annahme, dass eine Depression wegen einem Mangel an Neurotransmittern, so nennen wir die Botenstoffe im Gehirn, entsteht. Viele Antidepressiva versuchen zum Beispiel den Mangel am Neurotransmitter Serotonin auszugleichen. Allerdings wirken Antidepressiva nur bei etwa 40-60% aller Menschen (im Vergleich: auch ein Placebo kann bei 20-40% der Depressiven eine Verbesserung hervorrufen). Die Theorie mit den Botenstoffen ist also sicher unvollständig und auch heute nicht mehr allgemein akzeptiert. Andere Theorien beschreiben z.B. den Einfluss von Entzündungen im Körper, da man festgestellt hat, dass manche Depressive höhere Entzündungswerte im Blut haben und das Immunsystem hier eine Rolle spielen muss. Wir können also darauf hoffen, dass sich auf Basis von neuen Theorien neue Therapie- und Medikationsmöglichkeiten ergeben.

      In meinem Forschungsfeld des Neuroimaging wurden in vielen Regionen des Gehirns Veränderungen zwischen Depressiven und Gesunden gefunden. So reagiert zum Beispiel die Amygdala (auf Deutsch: Mandelkern) bei Depressiven weniger stark auf positive Situationen und stärker auf negative Situationen als bei Gesunden.

    • Foto: Tessa Schulenkorf

      Tessa Schulenkorf Beantwortet am 18 Feb 2022: last edited 20 Feb 2022 19:27


      Da bereits eine wunderbare Antwort geschrieben wurde, ergänze ich einmal um die Symptome, die eine Depression im Körper auslösen kann:

      Körperliche Symptome (wir würden von physiologisch-vegetativen Symptomen sprechen) können z. B. Energielosigkeit, Appetitlosigkeit, Schlafstörungen, Magenbeschwerden, innere Unruhe oder Anspannung sein.

      Verhaltensbezogene Symptome (wir würden von behavioralen / motorischen Symptomen sprechen) können z. B. verlangsamte Sprache und Motorik, gebeugte oder kraftlose Körperhaltung, nervöse Unruhe, starre und/oder traurige Mimik sein.

      Kognitive Symptome können z. B. Selbstzweifel, negative Gedanken, Konzentrations- und Gedächtnisschwierigkeiten, Sorgen und Suizidgedanken sein.

      Emotionale Symptome können z. B. Leere, Gefühllosigkeit, Reizbarkeit, Verzweiflung, Traurigkeit, Ängstlichkeit und Schuld sein.

      Es kann also eine ganze Bandbreite mit und in unserem Körper während einer Depression passieren.

      Ganz wichtig ist aber auch: nicht jedes einzelne Symptom für sich bedeutet, dass man eine Depression hat. Zum Beispiel hat vermutlich jeder Mensch in seinem Leben auch mal negative Gedanken oder Sorgen. Bei einer Depression ist entscheidend wie viele Symptome zutreffen und vor allem auch wie lange sie bereits bestehen. Trotzdem muss man negative Gefühle und Gedanken natürlich nicht aushalten. Es ist immer eine gute Möglichkeit, sich jemandem anvertrauen, wenn es einem schlecht geht.

      Sollte es dir schlecht gehen, kannst du dich z. B. ganz anonym bei folgenden Adressen melden:

      http://www.telefonseelsorge.de
      Telefon: 0800.1110111 oder 0800.1110222 (rund um die Uhr)

      http://www.u25-deutschland.de/kontakt/

      http://www.krisenchat.de

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