• Frage: Sollte man in der Psychologie nicht ohne brainscan Medikamente geben dürfen?

    Frage gestellt alisha am 21 Feb 2022.
    • Foto: Roman Stilling

      Roman Stilling Beantwortet am 21 Feb 2022:


      Hm. Die Frage ist leider doppeldeutig. Entweder ist gemeint: Man sollte in der Psychologie NUR MIT brainscan Medikamente geben dürfen. Oder es ist gemein: Man sollte in der Psychologie AUCH OHNE brainscan Medikamente geben dürfen…
      Ich verusche desmal eine allgemeine Antwort: Was hinter der Frage steckt, ist ja vermutlich die Frage, ob nicht jedes psychische Problem mit einem organischen Problem im Gehirn einhergeht. Das ist sicherlich so, jedenfalls gibt es derzeit keine andere Erklärung.
      Aber: Wir wissen in ganz vielen Fällen weder welche psychische Krankheit durch welche organischen Probleme im Gehirn hervorgerufen wird; noch wissen wir oft nicht, was Prozesse im Gehirn welche Probleme erzeugen können. Selbst da, wo wir es zu wissen glauben, können wir mit den derzeitigen Technologien (es gibt ja ganz viele verschiedene Arten „brainscans“ durchzuführen, also zB MRT, fMRT, CT, PET, liquid biopsy, EEG, MEG, etc…) nur selten eine Ursache sehen oder finden.
      Von daher sind die Methoden der Psychologie zwar wohl wirklich noch nicht auf dem Stand, dass man erst eine organische Diagnose stellen muss, um auch therapeutisch eingreifen zu können. D.h. derzeit sind wir noch darauf angewiesen, dass Psychiater*innen und Psycholog*innen ihre Patien*innen gut kennenlernen und ihren Job gut machen. Da gehört viel Erfahrung dazu und ein gutes Gespür für den individuellen Fall. Und dann können manchmal auch Medikamente helfen die Therapien zu unterstützen – sofern gut getestete Medikamente verfügbar sind.

    • Foto: Amelie Haugg

      Amelie Haugg Beantwortet am 21 Feb 2022:


      In der Psychiatrie werden momentan nur eher selten Brainscans durchgeführt, um Patienten zu diagnostizieren und dann basierend darauf Medikamente zu verschreiben. Das liegt vor allem daran, dass man die meisten Diagnosen auch sehr gut ohne Brainscans und nur basierend auf Gesprächen und Beobachten von Verhalten stellen kann. Eine Ausnahme gibt es, wenn man überprüfen möchte, ob ein bestimmtes Symptom eventuell gar nicht durch eine psychische Krankheit verursacht wurde. Zum Beispiel kann auch ein Hirntumor oder eine Hirnentzündung Halluzinationen auslösen. Das muss dann natürlich ganz anders behandelt werden als die Halluzinationen eines schizophrenen Patienten. Mit Hilfe von Brainscans kann man also überprüfen, ob es andere Ursachen als eine psychische Krankheit gibt, warum es dem Patienten nicht gut geht.

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